Lok 12:
Ehemalige Lok Bergmannssegen-Hugo D1
Hersteller: Ruhrthaler Maschinenfabrik |
Indienststellung 30.09.1938 bei Fa.
Vereinigte Untertage & Schachtbau Essen, Einsatz durch diese
Firma ab 01.10.1938 auf Kaliwerk Hildesia/Diekholzen, 13.01.1948
abgegeben an Schwesterwerk Bergmannssegen-Hugo in Lehrte,
05.08.1992 Bergung durch Arbeitsgemeinschaft Ottiliaeschachtbahn
Clausthal-Zellerfeld, Übernahme durch Wolfgang Lampe. Nach
Auflösung der Arbeitsgemeinschaft 2001 als
Leihgabe an Kalimuseum Empelde, Mai 2005 weiter an
Bergbaumuseum Klosterstollen Barsinghausen, 01.10.2013 Abgabe an ArGe
Schroederstollen durch W. Lampe. Die GDL/S2 in der 28-PS-Ausführung ist eine der ältesten Lokomotiven in unserer Sammlung. Erfreulicherweise behielt sie ihren originalen Motor, einen zweizylindrigen Zweitakt-Diesel Typ H32 der Fa. Hatz, damals der Standard für kleinere Leistungen bei Ruhrthaler. In Zeiten, in denen man von elektrisch angelassenen Lokmotoren nur träumen konnte, wurde dieser Motor mit einer von vorne eingesteckten Kurbel angeworfen. Zusätzlich bestand die Möglichkeit einer Druckluftanlassung über eine eingebaute Druckflasche und den vorderen der beiden Zylinder. |
Die
Kriegsvorbereitungen im Deutschen Reich waren im August 1937 soweit
gediehen, dass man über einen Umbau der Kalischachtanlage Hildesia zum
Munitionslager für Heereszwecke nachdachte. Dazu mußten im Steinsalz
Kammern in den Abmessungen 20x18x2,5 m und 15,5x10x2,5 m entlang der
Richtstrecken und Querschläge aufgefahren werden. Als zweiter Ausgang
kam der Schacht Mathildenhall in Frage, der nach der Betriebsaufgabe
1927 bis 313 m unter die Rasenhängebank voll Salzlauge stand.
Für die Sümpfung plante man 450 m³ pro Tag mit einem
Wasserziehgefäß über die Förderanlage zu heben. Währenddessen mußte die
Verbindungsstrecke nach Mathildenhall fertig gestellt werden. Der Lebenslauf unserer Lok beginnt am 30.09.1938 mit der Lieferung an die Fa. Vereinigte Untertage & Schachtbau Essen (Veruschacht), welche mit der Herstellung der Hohlräume beauftragt worden war. Ab 01.10.1938 fuhr Lok 11 im Auffahrungsbetrieb der Verbindungsstrecke von Hildesia nach Mathildenhall. Die Arbeiten wurden vom Heeresbauamt Hildesheim, Bauleitung III organsiert und waren als derart dringend eingestuft worden, dass man zeitweise neue Loks ohne elektrische Beleuchtung (mit Batteriehandlampen) und ohne Betriebsgenehmigung durch das Bergamt Goslar einsetzte. Außerdem hatte man aufgrund Arbeitermangels Probleme, die Wetterführung den gestiegenen Anforderungen anzupassen. Geliefert wurden die Loks noch dazu ohne Schlagwetterschutz. Man mag anmerken, dass ein Kaliwerk kein Grubengas hat, aber da gibt es Ausnahmen. So hatte ausgerechnet Hildesia schon bei der Auffahrung der ersten Strecken um die Jahrhundertwende eine Erdöl- und Gaseinbruch aus einer Kohlenwasserstofflagerstätte an der Flanke des Salzstocks. Bei der Auffahrung der Verbindung nach Mathildenhall ging man von einem durch Horizontalbohrungen gut erforschten Gebirge aus und schloß Gas- und Laugevorkommen aus. Das war ein Fehler, denn am 07.03.1939 ereignete sich in der Mathildenhallstrecke ein Gasausbruch und unmittelbar folgend eine Explosion. Das Bergamt ordnete einen Betriebsstillstand an, da das Westfeld der Grube und die Loks nun auf Schlagwetterschutz umgerüstet werden mußten. Am 20.10.1939 vermeldet man den Abschluß des Umbaus für die Loks 1750 und 1751, die jetzt für die weitere Auffahrung der Mathildenhallstrecke eingesetzt werden konnten. Eine letzte Meldung vom 05.04.1941 belegt mit Prüfbescheinigung den Einsatz der Ruhrthaler 1740, 1741, 1750, 1751 und der Deutz 22622. Nun kam der Krieg nach Deutschland. |
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Am 7. April 1945 marschierten die Amerikaner in Diekholzen ein und übernahmen die Munitionsanstalt Hildesia. Das Kaliwerk wurde schließlich zum 13. Januar 1948 an den eigentlichen Besitzer, die Wintershall AG, zurückgegeben. Ein Abbaubetrieb fand dort zunächst nicht statt. Man gab dringend benötigtes Material an andere Werke des Konzerns ab, so auch an das Schwesterwerk Bergmannssegen-Hugo in Lehrte. Im Gegensatz zu Hildesia war dieses Werk größer und hatte in den vorhergehenden Jahren die Produktion durchgängig aufrecht erhalten.
Zum 15.09.1947, die Auffahrung einer
Verbindungsstrecke von Bergmannssegen nach Hugo war in vollem Gange,
berichtete man dem Bergamt, daß man weiter verstärkt
Benzol- und Dieselloks einsetzen mußte, weil sich die Beschaffung
elektrischer Lokomotiven schwierig und langwierig gestaltete. |
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Anfang der 1990er Jahre fand ein Kollege vom Bergamt in einem alten Lokschuppen auf der 580-m-Sohle mehrere abgestellte Fahrzeuge vor, darunter unsere Ruhrthaler 28 GDL/S2 Nr. 1751. Sie wurde an die Arbeitsgemeinschaft Ottiliaeschachtbahn nach Clausthal vermittelt, umgespurt und mit neuen Achslagern versehen. Auf dem Bild steht die Lok am 05.08.1992 transportfertig im Füllort am Schacht Ottoshall (Foto: Michael Bromm) |
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Die schon erwähnte Auflösung der Ottilaeschachtgemeinschaft hate zur Folge, daß die 1751 als Exponat an das Kalibergbaumuseum Empelde verliehen wurde. Von dort ging es für die alte Ruhrthaler zum Besucherbergwerk Klosterstollen nach Barsinghausen. Mittlerweile fehlen Lichtmaschine, Motorraumbleche, Kurbel, und Armaturen für die Druckluftanlassung. Statt der dem Eigentümer versprochenen Pflege erhielt sie das Dach einer Wismut-B660-Akkulok aufgeschweißt. Mehrfach wurde äußerlich mit beliebigen Farben und nur an sichtbaren Stellen über Rost und Mechanik gepinselt. Schotter im Tank, Wasser im Getriebe - Der Besitzer zog die Reißleine und kündigte den Leihvertrag. Am 01.10.2013 holte er die Lok in Barsinghausen ab, am 06.10. unterschrieben wir den Kaufvertrag. |
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Nach dem Abholen begannen wir mit der Schadensaufnahme und Konservierung. Das festgerostete Wendegetriebe konnten wir gängig und die Lok damit rollfähig machen. Inzwischen haben wir die zerschlagenen Ölstandsanzeiger ersetzt, die Zentralschmierung instandgesetzt und den Motor nach einer gründlichen Reinigung wieder beweglich gemacht. Der Lack haftet glücklicherweise auf dem Rost so schlecht, dass er mit Nadelentroster und Bürste leicht zu entfernen ist. Auch die Dekompressionsventile und -kanäle (die waren bis zur Oberkante mit Dreck gefüllt und komplett unter rotem Lack versteckt) sind nun gesäubert und wieder beweglich. Die Brennräume zeigten sich bei einer Sichtkontrolle per Endoskop ohne Schäden. Die Reglermechanik der Einspritzpumpe sitzt fest, ist aber die gleiche Bauart wie bei unserer Lok 22, die wir bereits erfolgreich reaktivieren konnten. Schweißnähte und Blechansätze für das Führerhaus konnten mit Geduld und Schruppscheibe vom Kraftstofftank entfernt werden - darunter hatten sich bereits tiefe Rostkrater gebildet. Die fehlende rückwärtige Leuchte fand sich ebenfalls und wurde montiert. Wir sind guter Hoffnung, dass die Lok in absehbarer Zeit wieder aus eigener Kraft fahren wird. |