Kipploren (Tiefbau):


Gebaut wurden Kipploren ebenfalls mit einer schmalen Mulde für den Einsatz im Tiefbau. Hierbei sind die Einsatzgrenzen fließend. Es existieren durchaus großräumig profilierte Stollen, in denen der Betrieb mit breiten Mulden möglich ist. Allerdings ist das Profil in der Regel begrenzt und insbesondere be der Vorbeifahrt an Personen in völliger Dunkelheit besteht durch die weit ausragende Mulde ein gewisses Sicherheitsrisiko. Auch bei den Loren für unter Tage gab es vielfältige Bauformen. Ihre Verbreitung war allerdings nicht so groß wie bei den Tagebauloren.

Der in der DDR weit verbreitete Wagentyp ist der Kippförderwagen vom VEB Mühlhäuser. Breite Mulde mit großem Volumen, zum Kippen über Fußpedal entriegelbar, Pilzkopfkupplung. Seltenere Ausführungen besaßen auch Hakenkupplung.

3 Kippförderwagen, Hersteller VEB Mühlhäuser, ex Flußspatbergwerk Rottleberode, über Arbeitsgruppe ProDampf Osterode 2008 an Arge Schroederstollen.

4 Kippförderwagen, Hersteller VEB Mühlhäuser, ex Thüringer Schieferbergbau, von Vereinsmitglied 2009 an Arge Schroederstollen, 690 mm Spurweite, von uns umgespurt auf 600 mm.

 

Eine andere Bauform hat eine nach unten spitz zulaufende Mulde. Auf diese Art konnte das Haufwerk beim Entladen leichter aus der Mulde gleiten. Dafür hat die Mulde aber ein geringeres Fassungsvermögen.

Kippförderwagen, von Vereinsmitglied 2009 an Arge Schroederstollen, Herkunft vermutlich Schwerspatgrube Trusetal.

2 Kipploren aus dem Tontiefbau, von Vereinsmitglied 2014 an Arge Schroederstollen

Im westdeutschen Tonbergbau weit verbreitet waren die oben abgebildeten Loren. Sie wurden über Tage und unter Tage eingesetzt. Warum schmale Mulden im Betrieb unter Tage zweckmäßiger sind als breite Mulden, zeigt diese Aufnahme aus der längst stillgelegten Tongrube Richard in Niederahr/Westerwald. Vor der Lore steht eine Westfalia Tonlademaschine, die über ein Band den abgefrästen Ton direkt in die Mulde verlädt (16.07.1987)

Der gleiche Lorentyp im Einsatz über Tage auf Tongrube Hermann in Beilstein/Westerwald, aufgenommen wahrscheinlich im Sommer 1979.

Lore aus dem Tontiefbau. Hersteller Friedrich Krupp AG, Vertrieb über Firma Glaser & Pflaum, Essen. Von Fa. Braun in Witterschlick an privat, 2015 an ArGe Schroederstollen.

Fahrgestellnummer auf Blechplakette 10, Gewichtsvermerk an der Stirnseite in weisser Farbe "470 kg" und interne Wagennummer 41.

Eine hervorragende Ergänzung unserer Wagensammlung ist dieser Muldenkipper. Zum Einen ist es eine völlig andere Bauform wie die oben gezeigten Wagen; zum Anderen ist es eine vollständig genietete Variante, was auf ein hohes Alter schliessen lässt. Schätzungsweise aus den zwanziger Jahren, vielleicht noch älter. Dazu kommt, dass solche Wagen für den Betrieb in den Tonbergwerken meist gebraucht übernommen wurden. Sehr oft waren diese vorher im Eisenerzbergbau an Lahn und Dill im Einsatz und haben damit eine lange, im wortwörtlichen sinne bewegte Geschichte.

Lorenfahrgestell ohne Mulde, Hersteller Krupp um 1956, ex Grube Fortuna bei Oberbiel, 1986 an Feld- und Grubenbahnmuseum Fortuna, 2007 an Arge Schroederstollen.

Lorenfahrgestell ohne Mulde, Hersteller Glaser & Pflaum, ex Grube Fortuna bei Oberbiel, 1990 an Feld- und Grubenbahnmuseum Fortuna, 2007 an Arge Schroederstollen.

3 Stehauf-Wagen, ex Bergwerk Rammelsberg, 2011 von privat an Arge Schroederstollen.Eine weitere Variante stand am Erzbergwerk Rammelsberg im Einsatz: Der dort sogenannten "Stehauf-Wagen". Der Name rührt daher, dass die Mulde sich nach dem Entleeren selbstständig wieder aufrichtet. Da auch am Rammelsberg zwischen Stilllegung und Denkmalschutz ein gewisser Gebrauchtmaschinenhandel entstand, gelang es uns den oder anderen Wagen von Privatleuten zu übernehmen.

Kipplore aus dem hessischen Braunkohlenbergbau um Borken. Aufgefunden in einem Sägewerk in Wabern, 2022 von privat; Osnabrück, an Arge Schroederstollen.

Vom Ursprung her soll diese genietete Kosntruktion aus dem Braunkohlentiefbau stammen. Dafür spricht die verhältnismäßig große Mulde, welche der geringen Dichte von Braunkohle in loser Schüttung Rechnung trägt. Auch die bergbautypischen Hakenkupplungen deuten auf einen Einsatz im Tiefbau hin. Der Hersteller ist unklar, es soll die Bochumer Eisenhütte sein. Die gesamte Konstruktion ist sehr altertümlich, vom Baujahr her wären die dreissiger Jahre denkbar. Derzeit ist ein Radlager defekt und eine Achse hat einen sichtbaren Schlag. Der Wagen ist aber rollfähig und soll möglichst im derzeitigen Zustand konserviert werden.
Diese Granbywagen wurden ab 1954 am Erzbergwerk Rammelsberg eingesetzt. Es gab sie mit einem 1 m³-Behälter für die Erz- und Bergeförderung (hier abgebildet) sowie mit einem 2 m³-Behälter für die Erzförderung.

Der Wagentyp ist mit einem flach bauenden Kasten ausgerüstet, der in seitlich am Fahrgestellrahmen befestigten Scharnieren lagert. Über einen längs zum Gleis angeordneten Bock und eine am Wagen befestigte Laufrolle kann der Kasten während der Fahrt gekippt werden, während gleichzeitig eine Hebelmechanik den Behälter öffnet und das Ladegut in den unter dem Gleis angeordneten Bunker herausgleiten lässt. Benötigte man für das Entladen eines Zuges aus 10 herkömmlichen 1000 l-Wagen im Kreiselwipper bisher 5 Minuten, so war der Granbyzug in 30 Sekunden entleert.

Und ganz nebenbei hatten die Rammelsberger Bahngeschichte geschrieben. Die Granbywagen waren zwar nichts neues, erfunden 1907 in Nordamerika von der Granby Mining Company Limited, hatten aber bislang nicht den Weg in deutsche Bergwerke gefunden. So blieb es dem Rammelsberg vorbehalten, diesen Wagentyp erstmals in Deutschland einzusetzen. Ähnliche Wagen in einer deutlich größeren Ausführung (10 t) waren ab 1966 auch auf der Erzbahn im Schroederstollen im Einsatz.