Loks 6 und 14:


Hersteller: Esslinger Maschinenfabrik
Typ: GR-Lok
Leistung: 10 kW
Akkuspannung: 72 V
Dienstgewicht: 4,3 t

Recht seltene Stücke sind unsere beiden Esslinger Akkuloks. Während sie in den bekannten Lieferlisten der Esslinger Maschinenfabrik nicht auftauchen, ist ihr Einsatz in den Akten des Bergamtes klar belegt. Bergmannssegen-Hugo meldete 1950 die Neubeschaffung der Lok-Nummern 4207 und 4208 für den Einsatz auf den 580-m- und 700-m-Sohlen. Zwei Jahr später folgten die Nummern 4212, 4213 und 4214, ebenfalls auf der 580-m-Sohle.

Lok 6:

Ehemalige Lok Bergmannssegen-Hugo A8
Fabrik-Nr.: 4208
Baujahr: 1950
Zustand: Nicht betriebsfähig

Indienststellung 08.03.1950 auf Kaliwerk Bergmannssegen-Hugo in Lehrte, lt. Akten des Bergamtes auf der 700 m Sohle, um 1980 abgegeben an Besucherbergwerk Hüttenstollen in Osterwald, Neuanstrich und Aufstellung als Denkmal am Stollen mit diversen Wagen, 2010 an Arge Schroederstollen.

Leider ist der Zustand der elektrischen Bauteile sehr schlecht, Beifahrersitz, Puffer und Lampe vorne fehlen und auch eine Umspurung von 570 mm auf 600 mm müßte durchgeführt werden. Deswegen ist derzeit nur von Aufarbeitung zur Rollfähigkeit auszugehen. Der Nachbau der fehlenden Teile wäre möglich, da wir über entsprechende Zeichnungen verfügen, allerdings haben wir derzeit andere Prioritäten.

Lok 14:

Ehemalige Lok Bergmannssegen-Hugo A9
Fabrik-Nr. 4212
Baujahr 1952
Zustand: Nicht betriebsfähig

Indienststellung am 23.09.1952 auf Kaliwerk Bergmannssegen-Hugo in Lehrte, 580 m Sohle, um 2000 an Fa. Faller Neustadt (01.06.2001 vh), dort von Lehrwerkstatt betriebsfähig aufgearbeitet, 2013 an Privat, 2015 an Arge Schroederstollen.

Funktionsfähige Bremse, Fahrschalter, Achslager und Motoren drehen sich - Lok 14 ist rollfähig und weitgehend vollständig. Der fehlende Akkutrog und der Notausstiegsdeckel können von Lok 6 übernommen werden. Allerdings mußten wir einen halben Liter Wasser aus einem der beiden Getriebe entfernen, Fahrschalter und Motoren standen augenscheinlich längere Zeit im Regen. Die Kollektorkohlenhalter zeigen sehr ausgeprägte Salzkorrosion - wahrscheinlich eine Folge der Aufstellung ohne Wetterschutz bei Fa. Faller. Auch hier steht also eine Komplettüberholung an. Trotzdem sind die Chancen auf eine betriebsfähige Aufarbeitung gegeben. Und auch wenn Lok 6 als Ersatzteilspender dienen wird, werden wir sie nicht verschrotten.

Zeichnung des Loktyps aus dem Antrag zur Genehmigung des Lokbetriebes vom 13.09.1952. Quelle: Bergarchiv Clausthal

Tatsächlich sind uns von diesem Loktyp nur 7 gebaute Exemplare bekannt. Fünf waren auf Bergmannssegen-Hugo eingesetzt (570 mm-Spur), 2 auf Hildesia in Diekholzen (600 mm-Spur). Viel Erfahrung legten die Konstrukteure der Esslinger Maschinenfabrik nicht an den Tag. So wurden für die sich um drei Zentimeter unterscheidenden Spurmaße zwei verschieden breite Außenrahmen hergestellt. Die Loks weisen konstruktive Besonderheiten auf, beispielsweise je Achse einen längs eingebauten Gleichstrommotor, der seine Kraft über im Ölbad laufende Kegelräder auf die Achse überträgt - eine der wenigen Akkuloks, die einen regelmäßigen Ölwechsel brauchen. Die Motoren verfügen über eine geteilte Statorwicklung, so dass durch verschiedene Parallel- und Reihenschaltungen der Statoren, Motoren und Batteriehälften 5 Fahrstufen zur Verfügung standen - eine ziemlich feine Abstufung bei einer Höchstgeschwindigkeit von 6,5 km/h.

Lok 4208 im Jahr 1981 aufgestellt beim Besucherbergwerk Osterwald (Bild: Ulrich Völz).Die Lokomotive ging seinerzeit als Spende zusammen mit den Förder- und Beifahrerwagen an das Besucherbergwerk. Typisch für die Kalibergwerke der Region Hannover/Hildesheim war sie mit dem bergamtlich vorgeschriebenem Schutzdach für Betrieb unter Fahrdraht ausgerüstet und mit einem angebauten Beifahrersitz. Zu diesem Zeitpunkt war die Maschine bis auf das Dach vom Beifahrersitz noch vollständig.

 

Auf Osterwald wurde nach der Jahrtausendwende ein neues Ausstellungs- und Empfangsgebäude aufgebaut. Dafür war der Denkmalzug leider im Weg und wurde zur Seite gestellt. Zusammen mit den Beifahrerwagen bot uns der Verein die Lok im Jahr 2010 dankenswerterweise zum Kauf an. Unser Interesse galt damals hauptsächlich den Wagen. Erst nach einiger Recherche fanden wir heraus, welch rares Schätzchen die Lok ist. Leider ist das gute Stück zu diesem Zeitpunkt bereits unvollständig. Beifahrsitz, Puffer und Lampe waren beim Abbau des Denkmals unerklärlicherweise verloren gegangen.

Wie man am Fahrschalter (Typ Kiepe BNFG) sieht, ist an der Maschine nicht mehr viel zu retten. Starke Korrosion durch Salzstaub und Luftfeuchtigkeit, kreativer Einsatz von Farbe (sogar ein Beleuchtungswiderstand wurde angepinselt) und Generationen von spielenden Schulkindern haben die unten eingebauten Lastschalter zertrampelt.

Lok 14 (Fabr.-Nr. 4212) erhielt zwischenzeitlich den Akkutrog der Maschine 4208. Der Trog hat leichte Durchrostungen und Schäden an der Säureschutzauskleidung; ob wir dieses Maschinenelement wieder in Betrieb nehmen können, ist derzeit unklar. In diesem Zustand allerdings kommt die Lok ihrem Einsatzzustand auf dem Kaliwerk Bergmannssegen-Hugo schon sehr nahe.

Wobei allerdings die 5 Esslinger auf Bergmannssegen-Hugo nicht grau oder braun sondern dunkelgrün lackiert waren. Das Bild einer Schwesterlok stellte freundlicherweise Ulrich Völz zur Verfügung, aufgenommen kurz vor ihrer Bergung im März 1996 im Akkuladeraum auf der 580-m-Sohle.

Und tatsächlich hängt in diesem Raum eine Wartungstafel für die Loks A1 bis A11, welche belegt, dass sich unsere beiden Loks A8 und A9 auch während des Betriebes auf der 580-m-Sohle über die Puffer rollten. Das nennt man wohl Familienzusammenführung. Leider - die untertägigen Bereiche in Lehrte sind inzwischen nicht mehr zugänglich (Bild: Michael Straßburger).