Wurfschaufellader:


Hersteller: Atlas Copco, Schweden
Vertrieb: Deutsche Atlas Diesel GmbH

Typ: LM30H
Fabrik-Nr. und Baujahr: unbekannt
Schaufelinhalt: 0,11-0,14 m³
Dienstgewicht: 1,9 t
Zustand: rollfähig

Letzter Einsatz vermutlich in einem Besucherbergwerk, 2010 Abgabe von privat an Arge Schroederstollen.
Ausführung mit höher gelegtem Aufbau zum Beladen hoher Förderwagen

Wurfschaufellader sind die Urahnen der im heutigen Bergbau weitverbreiteten Fahrschaufellader (LHD=Load Haul Dump). Sie wurden ab den frühen fünfziger Jahren in zahlreichen Bergbaubetrieben eingesetzt. Die kleineren Typen in Erz und Schiefer, die größeren aufgrund der Streckenquerschnitte in Kohle, Kali und Salz. Konstruktiv waren die Maschinen dafür ausgelegt, stückiges Haufwerk nach einer Sprengung beim Vorwärtsfahren mit der Schaufel aufzunehmen und "über Kopf" in den dahinter stehenden Förderwagen abzuwerfen. Nicht geeignet war das Gerät für klebriges, schlammiges Haufwerk wie z.B. Ton. Denn aufgrund des geringen Maschinengewichts war die Reißkraft der Schaufel klein, sie blieb im Haufwerk stecken und der Lader machte einen Salto nach vorne - mit ggf. ungesunden Folgen für den Bediener. Abgesehen davon setzten sich die Maschinen bald weltweit durch. Sie entlasteten den Bergmann, erhöhten die Ladeleistung, waren kostengünstig und einfach in der Bedienung. Hergestellt wurden sie von drei Global Playern: Atlas Copco aus Schweden, Eimco aus den U.S.A. und die SMAG (Salzgitter Maschinenfabrik) aus Deutschland.
Natürlich brauchte das Gerät ein Gleis, was vor der Sprengarbeit bis zur Ortsbrust verlegt sein mußte. Deshalb war die Paradedisziplin das Wegladen des Haufwerks im Streckenvortrieb, beispielsweise 1958 bei der Auffahrung der Verbindungsstrecke 3. Sohle Fortuna-Morgenstern in unserer Nachbargrube. Aber auch im Abbaubetrieb fand der Lader seine Anwendung, beispielweise im Erzabbau am Rammelsberg (Foto aus der PREUSSAG-Werkstzeitschrift "Die Schicht") oder im Eisenerzabbau auf Grube Fortuna bei Wetzlar. Das Ende ihrer Einsatzzeit in den siebziger Jahren bedeutete gleichzeitig die Umstellung auf kleine dieselgetriebene und gleislose Fahrschaufellader wie beispielsweise den Eimco 911. Vereinzelt hielt man die Lader noch für spezielle Einsätze wie das Wegladen eines ausgelaufenen Rolllochs vor (Bild ganz oben).
Unser Lader stellt die kleinste Ausführung im Atlas-Copco-Programm dar. Seine letzten Jahre verbrachte er vermutlich in einem Besucherbergwerk und zeigt mangels fachgerechter Wartung starken Verschleiß. Augenscheinlich hatte man beständig die leere Schaufel mit voll geöffneten Luftventil in die Prallstange gefahren, Schmierung war Luxus, die Räder sind stark eingelaufen, Kette und Seilführungen waren zerrissen - das übliche Konglomerat aus "keine Ahnung" und "Besucher mit Radau beindrucken". Glücklicherweise konnten wir von einem Bergbaufreund eine Anzahl Ersatzteile und ein Wartungsbuch übernehmen, so dass dem Wiederaufbau zu gegebener Zeit nichts im Wege steht.