Pferde
Pferde erreichten nach der Erfindung brauchbarer Eisenbahnschienen eine große Bedeutung in der Fördertechnik, konnte man mit ihnen doch Züge von mehreren Wagen bewegen und benötigte man dafür nur noch einen Bergmann, den Pferdeführer. Wirtschaftlich gesehen ergab sich daraus ein Vorteil gegenüber den bisher von Bergleuten verschobenen einzelnen Wagen. Begrenzt war lediglich das Fassungsvermögen der Wagen durch die Abmessungen des Stollenprofils. Und so war es dann auch auf Georg-Friedrich. Das Bild oben zeigt die Anfänge des Tagebaus Glockenberg von 1880. Hinten erkennen wir den Eingang zum Nordstollen, welcher die Tagebaue Fastberg und Barley unterfuhr und dem Erztransport zur Erzbahn nach Dörnten diente. Angelegt war der Stollen mit einer leichten Steigung in den Berg hinein. Gemäß einer Aktennotiz des Bergamtes zogen Pferde die Wagenzüge in dem Stollen bergan. Die Fahrt endete unter den Rolllöchern, welche den Tagebau mit dem Stollen verbanden. Nach dem Beladen der Wagen ließ man diese durch ihr eigenes Gewicht zum Mundloch rollen. Auf den Zügen mitfahrende Bremser achten darauf, dass die Geschwindigkeit nicht zu stark zunahm. Die Rangierarbeiten über Tage wurden dann wieder durch Pferde erledigt. Im Bild sieht man links einen aus dem Stollen fahrenden Vollzug, rechts einen auf Einfahrt wartenden Leerzug. Die Szene wird gequert durch den Kommunikationsweg Dörnten-Döhren. Über den Einsatz von Pferden im Bergbau sind übrigens viele urbane Legenden entstanden. Eine konnte man bis vor Kurzem sogar bei Wikipedia nachlesen: Das kleine Pferde und Ponys in den engen Stollen der Bergwerke im Einsatz waren. Wie man aber sehen kann, waren bei uns ausgewachsene normalgroße Tiere unterwegs, was bei einer Stollenhöhe von 2,50 m auch kein Problem darstellte. Und auch auf Hunderten von Fotos aus anderen Bergwerken sind die Pferde selten kleiner als die vor Fuhrwerken über Tage eingesetzten. Eine weitere Legende ist die durch ständige Dunkelheit bei der Arbeit im Berg entstandene Blindheit der Tiere. Bis heute ist aber keine Krankheit bekannt, bei der man durch fortwährende Dunkelheit blind werden kann. Keine Legende ist dagegen, dass die Betreiber von Kohlebergwerken wegen der im Vergleich zu Erzbergwerken vielfach größeren Fördermengen ihre Schachtanlagen rund um die Uhr fördern ließen. Um die Pferde nach der Schicht ans Tageslicht zu bringen, fehlte die Zeit, und so blieben diese Tiere mitunter jahrelang unter Tage. Wer sich für das Thema interessiert, dem sei das Buch vom LWL-Industriemuseum empfohlen: "Kumpel auf vier Beinen" von Ulrike Gilhaus. |
|
|
Natürlich waren die Tiere auch im Tagebau als Zugmittel unterwegs. Bei diesem Foto sehen wir auf der oberen Strosse ein Pferd mit zwei Wagen im Abraumtransport. Bei den bei uns verwendeten großen Kastenkippern konnte der Pferdeführer immerhin auf der Bordwand des vordersten Wagens Platz nehmen und mußte nicht, wie sonst üblich, neben dem Pferd einherlaufen. Aufgenommen wurde das Foto schätzungsweise um 1905. |
|
Auch auf der von 1879 bis 1925 betriebenen 2 km langen Erzbahn nach Dörnten waren Pferde wichtige Mitarbeiter. In der Regel rollten die mit Erz beladenen Züge durch ihr Eigengewicht nach Dörnten und wurden nach dem Entladen am Sturzgerüst von Pferden wieder bergan gezogen. Daneben transportierten diese Züge auch Material und Betriebsstoffe, wie z.B. die Kohlen für das grubeneigene Kraftwerk am Glockenbergschacht. Links sieht man ein für den Fotografen gestelltes Motiv mit drei Zügen am einzigen Bahnübergang der Strecke unterhalb der Schachtanlage. |
|
Sein Ende fand der Einsatz von Pferden auf dem Bergwerk Georg-Friedrich mit der Beschaffung von vier Fahrdrahtlokomotiven für die Erzbahn nach Dörnten, von Benzolloks für die Tagebaubetriebe und von Akkumulatorlokomotiven für den Förderbetrieb unter Tage. Im kleinen Maße wurden Pferde noch für Rangierarbeiten herangezogen, aber spätestens mit der Inbetriebnahme des Schroederstollens und der anschliessenden Erzbahn nach Calbecht im Jahr 1925 war diese Facette regionaler Bergbaugeschichte abgeschlossen. |