Aktuelles 2021

Der Baum steht, der Kühlschrank ist voll und die Weihnachtspost unterwegs. So allmählich kehrt etwas Weihnachtsstimmung ein. Aber eben nur "etwas", was dem Wetter und der bekannten Ursache zu Schulde kommt. Ja, das war ein in jeder Hinsicht außergewöhnliches Jahr. Es begann damit, dass wir nach vielen Jahren Arbeit den Abschluß der Baustelle im vorderen Stollen zu erwarten war. Die Bergschüler hatten gut vorgelegt, vielleicht noch drei Einsatztage Loren füllen und Stösse verziehen, und von unserer Seite noch ein wenig Firstverzug einbringen und Baugleise vorziehen. Dann wäre das der Abschluß gewesen. Aber dann kam Corona. Dann wurde der Bergschulbetrieb ausgesetzt, dann gingen wir in den ersten Lockdown. In einer Zwei-Mann-Maßnahme konnten Robert und ich noch  die Staumauer hinten im Stollen abbrechen. Und das war es, was 2020 unter Tage gelaufen ist. Immerhin, aber mit zwei Leuten hebt man nun mal keine Leitplanken auf den Ausbau.

Über Tage sieht die Bilanz besser aus. Es begann mit der Materialspende aus Ibbenbüren. Usprünglich hatten wir nur den Schienenbieger und einige Wagen im Visier. Dazu kamen aber 5 kurze Weichen, 200 m Gleisjoche und 200 Schienen Profil S30 vom Materialbahnhof Nordschacht. Und zwar nicht geschenkt, sondern zum Schrottpreis incl. Abbau. Im Hinblick auf anstehende Umbauarbeiten am Bahnhof Groß Döhren, abgängige Holzschwellen und die im Bau befindliche Kehrschleife, nach Vergleich von Kostenvoranschlägen, nach wiederholten Entgleisungen schwerer Fahrzeuge auf zu engen Weichen und einigen schlaflosen Nächten hatten wir dann beschlossen, weite Bereiche unseres Gleisnetzes im bergbauüblichen Profil S30 um bzw. aufzubauen. Da dieses Profil aber gebraucht kaum zu beschaffen ist, blieb nur der Neukauf. Neben Kleineisen und Stahlschwellen wurden bis heute 7 Weichen mit 9 m Länge/40 m Radius und 4 Weichen mit 7 m Länge/20 m Radius sowie 300 Gleis beschafft. Zusätzlich wurden Baumaschinen und Werkzeuge gekauft, die für den Verbau solcher Profile zwingende Voraussetzung sind, natürlich auch die Transporte organisiert. Im Ergebnis werden die Weichenfelder im Bahnhof Groß Döhren, dessen Gleise 3 und 5, sowie Teilbereiche anderer Gleise und die Strecke zum Schneeberg, die Kehrschleife und die viergleisige Abstellgruppe an der Halde im schweren Profil verlegt sein.

Man darf aber hier nicht nur die finanziellen Aspekte betrachten. Eine solche Menge an Material muß ordentlich verbaut werden. Meine Mahnung sind die zahlreichen Museen und Sammlungen, die sich dank liquider Mittel ein unüberschauberes Materiallager zulegten, dass dann mangels personeller oder lageristischer Kapazitäten zum Schrottplatz verkam (Lautenthal, Walburg,...). Aber unsere Grundstückssituation ist bekanntlich solide und die Verbesserung unserer baulichen Situation wird in den nächsten Jahren dem Ausbau der Gleisanlage folgen - über wie unter Tage. Zugegebenermaßen war der personelle Aspekt in diesem Jahr ein Problem. Pandemiebedingt natürlich. Unser erheblich vergrößerter Maschinenpark konnte hier erheblich kompensieren. Maschinen müssen aber bedient werden. Die Hauptlast an Arbeitsstunden trugen Astrid, ich, Hans-Jörg und Robert. Wir funktionierten kurzerhand den Sonntagnachmittag zum zusätzlichen Arbeitstag um und verbrachten (unter Vermeidung von Lärm und Auffälligkeiten) die Wochenenden seit Mai am Stollen. Unter der Woche wurden nach Möglichkeit Vorbereitungen für das Wochenende sowie das Empfangen und Einlagern des umfangreichen Materials erledigt. Tatsächlich haben wir in diesem Jahr mit verringerter Mannschaft rund 3.400 Arbeitsstunden geleistet (2019: 2.876 h, 2018: 3.648 h). Chapeau an Robert und Hans-Jörg, und natürlich auch an die Zuarbeiter. Was wären wir ohne unsere Mannschaft?!

Vor den Aufwand für den Gleisbau verblaßt ein wenig die Erweiterung unseres Fahrzeugparks. Dafür habe ich im Frühjahr eine kleine Jung Pz20-Drucklok erstanden, die man als Ergänzung zu unserer großen Pz45 sehen kann. Ob sie fahren wird, lasse ich offen. Umspuren und rollfähig machen ist aber drin. Dann wäre da "Miss Sophie", eine kleine Ruhrthaler-Diesellok, gewissermassen die kleine Ausführung unserer 28 GDL und mit Baujahr 1933 eine der ältesten erhaltenen Ruhrthaler Grubenloks, kam gerade noch rechzeitig vor Brexit und Lockdown aus England zu uns. Von der Ruhrkohle AG konnten wir eine Diesellok Bedia D105 übernehmen. Gleichzeitig unsere jüngste und schwerste Lok, aber den Gleisbau dafür haben wir ja nun. Und dann wäre da noch eine Akkulok Siemens 2A6 aus Österreich. Was eine mittelschwere Zubringerlok ist, die dank eines guten technischen Zustandes in absehbarer Zeit mit neuer Batterie und Kabeln ausgerüstet wird und auch mit schweren Zügen keine Probleme haben sollte.

So, und nun reicht es erstmal. Der Bahnhof ist seit einigen Tagen wieder uneingeschränkt befahrbar. Im nächsten Jahr gehen wir den Bau der Kehrschleifenstrecke und der Nebengleise an. Und wenn es Corona zuläßt, beginnen wir auch mit dem Verlegen neuer Gleise zum und in den Stollen. Dazu zu gegebener Zeit mehr. Ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr auch wieder Exkursionen zu befreundeten Vereinen und Bergwerken durchführen können. Nur wann das sein wird, steht noch in den Sternen. Oder, wie der Bergmann sagt: "Vor der Hacke ist es duster.". Oder der Arzt: "Nach dem Virus ist vor dem Virus.".

Lassen wir uns die Feiertage nicht völlig verderben und blicken mit Stolz zurück auf das Geleistete und mit Zuversicht auf das Bevorstehende!